Friedrich Cerha zum 90. Geburtstag

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Cerhas revolutionäre Spiegel sind ein Werk, das ich in sehr jungen Jahren hörte, und das auf mich als Jugendlicher einen starken Einfluss ausübte, eine Faszination für zeitgenössische Musik zu entwickeln. Ich meine mich zu erinnern, dass ich mich eines späten Abends an einen alten Radioapparat setzte, um dieses Stück in der Übertragung einer deutschen oder österreichischen Radiostation zu empfangen. Cerhas Musik fasziniert bis heute, umspannt viele verschiedene Stile und geht nicht selten auf das frühere 20. Jahrhundert als Bezugspunkt zurück. Dazu zählen auch mehrere Streichquartette, die sicher für viele Jahre noch im Repertoire einer Reihe von Quartetten bleiben werden.

Lieber Friedrich, ein sehr glückliches 90. Lebensjahr.

Irvine Arditti


Sicherlich ist Friedrich Cerha einer der wirklich großen Komponisten unserer Zeit. Seine Fantasie, sein Klangsinn und sein untrügliches Gespür für Struktur und Schönheit sind unverwechselbar. Er hat uns alle reich beschenkt! Und seine Vollendung der Lulu war eine unendlich wichtige Großtat. Danke!

Michael Boder


Lieber, verehrter Herr Cerha,

es ist eine Freude, mit allen guten Wünschen für Sie, zum Neunzigsten, auch über einen der großen Musiker Wiens nachzudenken. Cerha, ein Leben für die Musik und nicht nur für die Seine. Kein Mann für die Gazetten. P.R. ist seine Sache nicht. Nichts überlässt er dem Zufall, so scheint es. Cerha weiß, erarbeitet und hört, was er schreibt. Sein Werk wird vieles musikalischer Kurzfristigkeiten heutiger Musik überdauern.

Friedrich Cerha, einer der großen und bedeutenden Komponisten unserer Zeit, dessen Oper Baal ich mit sehr viel Freude in Salzburg uraufführen durfte.

Lieber Herr Cerha, zu Ihrem Geburtstag alles erdenklich Gute und Dank!

Herzlich, Ihr

Christoph von Dohnányi


Marino Formenti

Cerha ist für mich der Meister der Synthese, der Verbindung: Verbindung von Struktur und Affekt, von Material und Geste, von Zeit und Klang, von Ordnung und Hingebung, von Tradition und Gegenwart, von nördlicher Genauigkeit und österreichischem »Schmäh«. Und er war und ist ein wahrhafter, international vielleicht noch mehr zu entdeckender Pionier der Interpretation: Bereits seine frühen Aufführungen etwa der Werke Anton Weberns mit dem Ensemble die reihe sind für mich weitaus schöner, richtiger, maßstabsetzender als andere, die man so hörte und pries.

Marino Formenti


HK (Nali) Gruber

Friedrich Cerha ist ein riesiger Kontinent. Ich entdecke ihn schrittweise seit meinem ersten Mitwirken im Ensemble die reihe, damals als Kontrabassist. Was ihn auszeichnet, ist seine Tüftelei, sowohl als Komponist als auch als Dirigent. Ich habe selten so analytische Probenarbeit erlebt wie mit ihm. Ich bewundere den großen Bogen seiner Kompositionsarbeit, die Vielfalt seiner stilistischen Wandlungs- und Erneuerungsfähigkeit, seine Neugier für die Arbeit seiner Zeitgenossen, seiner Vorfahren und ich bewundere sein Gedächtnis und Gehör, wenn ich beispielsweise eines seiner Stücke dirigiere oder chansonniere.

Meine herzlichsten Glückwünsche,

HK (Nali) Gruber


Georg Friedrich Haas

Friedrich Cerha – die Fähigkeit und der Mut, das Richtige zur richtigen Zeit zu tun. Ohne sich beirren zu lassen. Ohne Risiken zu scheuen...

Cerha hat ein Werk von einer immensen Breite geschaffen – von Fasce und den Spiegeln bis zur Keintate, vom Netzwerk zu Baal und Rattenfänger, von den Streichquartetten und Curriculum bis Bruchstück, geträumt. Und immer ist er er selbst. Bitte schenken Sie uns noch viele weitere Werke!

Georg Friedrich Haas


Martin Haselböck

Friedrich Cerha – In seinem Werk schlägt er immer wieder Brücken aus der Tradition ins Heute, er kennt die Verästelungen der Moderne, konnte sich aber seine Neugier und damit eine Frische des Komponierens bewahren, mit der er immer wieder in neuen Formen und Gestalten überrascht. Ein Magier der Strukturen und Gestalten, der als Schreibender, Lehrender, Wissender und Interpret die europäische Moderne entscheidend geprägt hat.

Martin Haselböck


Lothar Knessl

Blende ich die reichhaltigen, kleinen Facetten seines selbständigen Musikdenkens weg, bleibt im 20. Jahrhundert als unverrückbar leuchtender Solitär der Spiegel-Zyklus. Unzulänglich den Schlagworten Massenstruktur und Klangfläche zugeschlagen. Ich erwähne auch die Fertigstellung des 3. Aktes von Bergs Lulu. Das währte Jahre, eigenes Schaffen blieb zurückgesetzt. 1958 gelang mit der Gründung des Ensembles die reihe dank Cerha und Schwertsik hierzulande ein essentieller Sprung in die Gegenwartsmusik, konsequent weitergeführt. Der Dirigent, Sologeiger und Pädagoge Cerha als Vermittler und Interpret neuer Musik: informativ, prägend, nicht wegzudenken.

Lothar Knessl


Walter Kobéra

Es ist unbestritten, dass Friedrich Cerha wohl einer der bedeutendsten österreichischen Komponisten des 20. und 21. Jahrhunderts ist. Nicht zuletzt sein siebenteiliges Opus Spiegel hat ihm Weltruhm eingebracht. Er ist einer jener seltenen Komponisten, der in fast jedem Genre zu Hause ist. Ob Solokonzert, Kammermusik, Orchestermusik und Oper, Friedrich Cerha schreibt stets fesselnde, mit einer eigenen Handschrift versehene Musik. Seine große Bedeutung zeigen auch die Auftraggeber von Uraufführungen, besonders die seiner Opern: Salzburger Festspiele, Wiener Staatsoper und Wiener Festwochen, um nur einige zu nennen. Dass er nicht zuletzt mit der Vervollständigung von Alban Bergs Oper Lulu durchaus polarisiert hat, zeugt wiederum von dieser einzigartigen Künstlerpersönlichkeit.

Walter Kobéra


Stefan Lano

Viele Jahre sind seit dem weisen Entschluss der UE Wien vergangen, Friedrich Cerha die Vollendung des III. Aktes von Alban Bergs Lulu anzuvertrauen. Angesichts von Werkvollendungen, die nicht vom ursprünglichen Autor stammen, ist die Größe von Cerhas Leistung umso offenkundiger. In diesen Zeiten wird es immer schwieriger, sich auf den Begriff »nationale« Musik zu beziehen, zumal Einmengungen musikalischer Syntax von außen diese einer Definition nationalen Ursprungs entziehen. Dennoch ist Cerhas Musik – im besten Sinne – irgendwie österreichisch, um nicht zu sagen wienerisch, was sich sowohl in der Detailarbeit und Sorgfalt, mit der er Bergs Intentionen zu Papier bringt, wie auch in der musikalischen und theatralischen Atmosphäre von Baal widerspiegelt.

Alles Gute zum 90. Geburtstag, lieber Maestro Cerha! Die Erinnerungen an Ihre künstlerische wie menschliche Integrität und Güte sind für mich auch nach über fünfunddreißig Jahren noch lebendig.

Stefan Lano


Susanna Mälkki

Wenige Komponisten repräsentieren die Meisterschaft der musikalischen Moderne in solch konsistenter und brillanter Art und Weise wie Friedrich Cerha. Der Reichtum orchestraler Texturen in seiner Musik und seine kreative Instrumentation, seine Fähigkeit, Klänge, Stile und Farben im Dienste des Ausdrucks miteinander zu verbinden, ist höchst beeindruckend, kraftvoll und kommunikativ. Jedes Werk Cerhas ist eine höchst lohnende Entdeckung.

Susanna Mälkki


Emilio Pomàrico

Heute, da etliche Jahre vergangen sind, seit das Wort »Avantgarde« aufgehört hat, einen gleichsam obligatorischen Ort für all jene zu bezeichnen, die sich über ihren eigenen Sinn in der Welt (der Künste und – auf sehr viel lebhaft-polemischere Art – in der Welt der Musik) rege Gedanken machten, lässt sich die Einzigartigkeit des musikalischen Denkens eines Friedrich Cerha, sein langer, erfolgreicher Schaffensweg, meiner Ansicht nach beispielhaft damit auf den Punkt bringen, dass er, der sich zwar inständig zu der Notwendigkeit einer Invention auf unablässiger Suche nach neuen kompositorischen Strategien bekennt, nie aufgehört hat, mit seiner Musik ein reines Gefühl der Verbundenheit zu seinen kulturellen Wurzeln zu bezeugen.

Buon Compleanno Herr Cerha e cento di questi giorni ancora!

Emilio Pomàrico


Heinrich Schiff

In wenigen Worten den Kosmos Cerha zu würdigen oder gar zu beschreiben ist nicht möglich – zu groß, zu vielseitig, zu wunderbar – aber grenzenlos immer wieder unsere Liebe und Bewunderung.

Heinrich Schiff


Arturo Tamayo

Mich hat immer sehr stark beeindruckt wie unbeirrt Friedrich Cerha sein kompositorisches Werk vollzogen hat und wie er sich verschiedene Einflüsse zu eigen gemacht hat, um mit seinen Kompositionen neue Wege und Landschaften für sich und die nachkommenden Generationen zu öffnen. Sein immer vorwärtstreibendes, musikalisches Denken – zusammen mit einer perfekten handwerklichen Realisierung in jedem seiner Werke und die starke Ausdruckskraft seiner Musik – werden (und müssen) wir als eine der wichtigsten Schöpfungen des 20. und 21. Jahrhunderts ansehen. Aber ich möchte hier nicht unerwähnt lassen, dass der Musik von Friedrich Cerha auch ein Zauber inne wohnt, eine unvergleichliche Schönheit, die uns stets in Bann hält …

Arturo Tamayo


Johannes Wildner

Cerha, dessen Schüler ich sein durfte, hat mir als Lehrer schon sehr viel bedeutet. Er hat mich aus dem eingeschränkten Raum meiner musikalischen Kinderstube herausgeführt in die Welt der Musik. Zerbrechliche Schönheit und hintergründigster Humor, beides nie ganz ohne Wehmut im höchst wienerischen Sinn, durchziehen seine Kompositionen, mögen sie auch innerhalb von sieben Jahrzehnten ganz verschiedenen stilistischen Zuordnungen unterworfen worden sein. Dieses Pendel, das zwischen tränengetrübter Schönheit und schalkhaft zynischem Witz vermittelnd hin und herschwingt, nimmt sein Maß bei den allergrößten, bei Schiller, Mozart und Shakespeare. Sollten mich dereinst meine Enkelkinder nach Cerha fragen, dann kann ich ihnen sagen: Er hat uns gezeigt, dass es weitergeht, und er hat uns auch gezeigt, wie.

Johannes Wildner


Die Langfassung der Texte finden Sie unter www.universaledition.com/cerha-90